Mein persönlicher Weg zum Fasten und warum ich heute weiß, dass eine Nahrungskarenz nicht für jeden geeignet ist
Hast du schon Erfahrungen gemacht mit Fasten? Und ist es dir dabei gar nicht so gut gegangen? Hast du nicht die Resultate erzielt, die du dir erhofft hattest? Mir geht es da genauso, und hier erzähle ich dir warum….
Der Frühling ist da, zumindest laut chinesischem Kalender, die traditionelle Fastenzeit vor Ostern hat begonnen. Begriffe wie Fastenkuren, Heilfasten, Entgiften oder Detox sind wieder in aller Munde.
Es geht darum, den Körper, im Besonderen unsere Leber zu entgiften. Das Fasten, also der Verzicht auf Nahrung, soll eine zellreinigende Wirkung haben und so zur Gesunderhaltung unseres Körpers beitragen. Nicht immer stehen nur gesundheitliche Aspekte im Vordergrund, sondern auch Abnehmen ist um diese Zeit immer ein großes Thema.
Da gibt es unterschiedliche Ansätze.
Besonders interessant finde ich die schnellen Erfolgsversprechen, nach dem Motto in 3 Tagen 15 Kilo abnehmen, wenn man nur dieses oder jenes Produkt zu sich nimmt. Da wir heute alle gerne schnelle Resultate sehen wollen, verkaufen sich diese Produkte, seien es Shakes oder Nahrungsergänzungen, nach wie vor sehr gut.
Abnehmen war bei mir noch nie ein Thema. Ich habe vor über 10 Jahren meine erste Erfahrung mit Heilfasten aus gesundheitlichen Gründen gemacht. Ich hatte tatsächlich gesundheitliche Probleme. Alle jene, die mir schon länger folgen, wissen, dass ich in meinen frühen 20ern mit immer wiederkehrenden Entzündungen zu kämpfen hatte. Damals war ich Flugbegleiterin und leider oft im Krankenstand, weil ich ständig unter schmerzhaften Blasenentzündungen litt. Nach einer zunächst erfolgreichen Antibiotikakur folgte die Pilzinfektion und schon nach kurzer Zeit war die Entzündung wieder da. Ich war in einer Spirale gefangen und der Hausarzt konnte oder wollte (habe ich das jetzt tatsächlich geschrieben?) mir nicht helfen. Ich ging zum Urologen, um die ganze Sache anatomisch abklären zu lassen. Als junge Frau Anfang 20 mitten in einem Wartezimmer voller Herren jenseits der 50 zu sitzen war mir ebenso peinlich und unangenehm, wie die Untersuchung selbst. Aber kurz gesagt: Ich war verzweifelt!
Es stellte sich heraus, dass anatomisch alles bestens war und so begann ich im Internet zu recherchieren. Ich kam zu dem Schluss, dass eine hohe Candida Belastung die Ursache sein musste. Um dem Pilz in meinem Darm den Nährboden zu entziehen, war jetzt eine Diät gefragt. Eine liebe Freundin von mir war zu dem Zeitpunkt professionelle Fastenbegleiterin und unter ihrer Anleitung führte ich dann eine Heilfastenwoche durch. Sie bedeutete einige Tage komplette Nahrungskarenz. Ich nahm Gemüsebrühe, Kräutertee und pro Tag ein Glas Gemüsesaft zu mir. Am 4. Tag war ich dann so weit, dass ich dachte, ich breche das Fasten ab. Es ist mir gar nicht gut dabei gegangen. Ich bin durch das Fasten in einen Qi- und Blutmangel hineingekommen und meine Leber Qi Stagnation hat sich verschlimmert. (Das wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht) Ich hatte wenig Energie, konnte mich schlecht konzentrieren, mir war kalt und ich habe sehr schlecht geschlafen. Ich habe trotzdem durchgehalten und jetzt könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie groß meine Enttäuschung war, als sich kurze Zeit später wieder eine Pilzinfektion im Unterleib entwickelt hat.
Was ist da passiert?
Heute kenne ich die Ursache für meine immer wiederkehrenden Entzündungen und Pilzinfektionen: Feuchte Hitze im unteren Erwärmer in Kombination mit einer Leber Qi Stagnation. Auf Deutsch: Meine Verdauungsenergie war geschwächt durch viel kaltes Essen, schnelles Essen im Stehen und unregelmäßiges Essen. Dazu kam die Hitze in Form von zeitlichem Stress, wenig Schlaf und Partys mit Alkohol. Feuchtigkeit + Hitze = Feuchte Hitze = der Nährboden für Entzündungen jedweder Art.
Unser Körper produziert Qi, also Energie durch die Aufnahme von Nahrung. Dadurch, dass ich während des Fastens keine Nahrung aufgenommen habe, musste der Körper auf seine Substanz zurückgreifen, wovon nicht viel vorhanden war. Meine Mitte und meine Verdauungsenergie wurden also noch mehr geschwächt und das hat dazu geführt, dass mein Körper nach der Diät noch schneller Feuchtigkeit gebildet hat und dadurch war der Weg für die nächste Pilzinfektion geebnet.
In der TCM ist man sehr darauf bedacht, ein Gleichgewicht im Körper zu halten. Durch so einseitige Fastenkuren können Ungleichgewichte entstehen bzw. bestehende Ungleichgewichte werden verstärkt. Bei Mangel-Typen wie bei mir hat sich der Energiemangel und die damit einhergehende Kälte verstärkt.
Menschen, die zu Hitze neigen, werden wahrscheinlich eine noch größere Hitze entwickeln. Vor allem der Magen kann “heißlaufen“, wenn er lange nichts zu essen bekommt und das wird dann mitunter unangenehm.
Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich das Fasten nicht komplett ablehne. Ich kenne Menschen, die haben da schon Routine darin. Die Wirkung einer solchen Kur, selbst solche mit Eiweißshakes, ist vor allem psychologisch wertvoll. Es bestärkt das Selbstbewusstsein, dass man sich selbst diszipliniert hat und dass man es geschafft hat. Und möglicherweise ist es ein Einstieg in neue Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.
Ich bin aber der Meinung, dass es sinnvoller ist, seinen Körper nachhaltig zu stärken als ständig etwas aus dem Körper auszuleiten, was angeblich da nicht hingehört. Ich erlebe in meinen Beratungen sehr oft, dass alles Mögliche unternommen wird, um etwas aus dem Körper hinauszubefördern. Sehr viele Symptome werden damit in Verbindung gebracht, dass da etwas ist, das nicht da sein sollte und das muss dann hinaus. Grundsätzlich liegt aber dem Einlagern von Feuchtigkeit – man könnte es auch frei nach Dr. Georg Weidinger „Dreck“ nennen oder Schlacken – und den damit einhergehenden Problemen oftmals ein Mangel zugrunde liegt. Es sollte daher die erste Präferenz sein, den Mangel auszugleichen und das System nachhaltig und effizient zu stärken.
Denn was passiert außerdem in unserem Körper, vor allem in unserer Leber, wenn wir plötzlich ganz auf Nahrung verzichten?
Für unsere Leber bedeutet das der pure Stress. Denn sie ist unser wichtigstes zentrales Stoffwechselorgan, das für die Energieverteilung im gesamten Organismus verantwortlich ist. Dr. Claudia Nichterl hat in einem ihrer Videos so treffend gesagt: Man läuft ja auch keinen Marathon, ohne vorher zu trainieren. Das würde den Bewegungsapparat enorm belasten. Und so ist es auch für die Leber, wenn man plötzlich keine Nahrung mehr zu sich nimmt. Mit ihrer aufwändigen Stoffwechselmaschinerie muss sie für eine gleichmäßige Energieverteilung im gesamten Organismus sorgen und wenn sie keine Energie aus der Nahrung bekommt, beginnt sie eigenes Gewebe abzubauen und umzubauen. Die dabei freiwerdenden Stoffe müssen dann wiederum ausgeschieden werden und das alles bedeutet enorm viel Arbeit für unsere Leber.
Und wenn die Leber unter Stress steht, dann kommt es zu Stagnationen im energetischen System. Die chinesische Medizin geht davon aus, dass es zu den Grundprinzipien des Daseins gehört, dass Leben mit dem Qi einhergeht und sich dieses in gleichmäßigem Fluss bewegt. Jedes Stocken dieses Flusses bedeutet über kurz oder lang eine Erkrankung. Man sollte sich daher vorher unbedingt beraten lassen, und gut auf seinen Körper hören, bevor man seine Leber und sein System einer solchen Belastungsprobe unterzieht.
Effizient und nachhaltig seinen Körper stärken – wie geht das?
Fakt ist: Unsere Verdauung liebt die Regelmäßigkeit. Das heißt, wir stärken uns am besten mit regelmäßigen Mahlzeiten. Und wenn wir unsere Leber sanft entlasten wollen, dann sollten es leichte und bekömmlichen Mahlzeiten sein.
Wichtig sind hier qualitativ hochwertige, naturbelassene Zutaten, saisonales Bio-Gemüse, Getreide und gute Fette. Vor allem eine ausreichende Zufuhr an Omega 3 Fettsäuren ist sehr wichtig, denn diese Fettsäuren tragen maßgeblich dazu bei, dass die Zellteilung optimal funktioniert und sich unsere Leber bestmöglich regenerieren kann.
Die Getreidekur
Eine gute Möglichkeit ist die klassische Getreidekur. Die Basis dieser Kur bildet das berühmte Congee. Hier wird Rundkorn- oder Basmatireis mit Wasser im Verhältnis 1:10 für mindestens zwei bis maximal 4 Stunden auf kleiner Flamme geköchelt, bis er zerfällt. Der Geschmack dieser Speise ist neutral. Congee wirkt wärmend, harmonisierend, reinigend und stärkend auf die Verdauung. Es erzeugt ein herrlich wohltuendes und wärmendes Gefühl im Bauch und wirkt dabei sanft entwässernd.
Dieses Congee kann man zum Frühstück mit Kompott oder Beeren und ein paar Nüssen kombinieren, zu Mittag und am Abend mit Gemüse. Das Gemüse kann gedämpft, gedünstet, mit etwas Olivenöl gebraten und auch als Suppe oder Ofengemüse zubereitet werden. Dazu kannst du mit aromatischen Gewürzen, Küchen- und Wildkräuter würzen. Nüsse, Samen und hochwertiges Omega 3 Öl sorgen für eine optimale Versorgung der Zellen.
Diese Form des Entlastens bringt viele Vorteile:
- Man kann das gut in den Alltag integrieren, weil man nicht hungern muss
- Der Körper wird mit vielen wertvollen Mineralstoffen und Vitaminen versorgt
- Der Schlaf wird besser
- Das Bindegewebe wird straffer
- Es kommt zu keinem Ungleichgewicht im energetischen System
- Die Haut und die Augen strahlen
- Die Verdauung wird gestärkt
- Die Zellteilung wird angeregt
- Die Leber wird sanft entstaut, ohne dass Sie dabei unter großen Stress gerät
Mach diese Kur für drei, fünf oder sieben Tage und achte in der Zeit auf ausreichend Flüssigkeit, am besten eignen sich warme Getränke, wie Kräutertee oder abgekochtes Leitungswasser.
Congee kann man auch aus Hirse, Buchweizen oder Gerste zubereiten. Wer nicht so gerne die breiige Konsistenz mag, der kann das Getreide auch ganz normal kochen, also 1 Teil Getreide, 2 Teile Wasser.
Nicht erlaubt in dieser Zeit sind Zucker und Süßigkeiten, Alkohol, Brotmahlzeiten und auch auf Kaffee solltest du eher verzichten.
Kräuter, Gewürze und die verschiedenen Arten von Getreide haben aus Sicht der fünf Elemente unterschiedliche Wirkungen. Du kannst noch bessere Resultate erzielen, wenn sie individuell und gezielt auf deinen Typ abgestimmt sind. Dazu bin ich gerne bei einer persönlichen Beratung für dich da.